125 Jahre Geesthachter Liedertafel

Geesthacht, 1. Mai 1987

 

Ansprache zum 125-jährigen Bestehen des Männerchores

Geesthachter Liedertafel von 1862

 

125 Jahre Männerchor Geesthacht – Liedertafel von 1862!

 

Ein Tag, der alle Aktiven und Passiven des Chores mit Stolz erfüllen darf auf die seit Mitte letzen Jahrhunderts in der Tradition stehende lebendige Gemeinshaft.

 

Ein Tag, der auch den Blick in die Zukunft richten lässt und die Sinne schärft für den dauernden Wandlungsprozeß.

 

Liebe Sangesfreunde,

verehrte Gäste,

meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Es ist Ehre und Vergnügung zugleich für mich, an diesem Tage die Festansprache an Sie und alle Gäste richten zu dürfen. Eine Chorgemeinschaft mit so alter, lebendiger Tradition hat das kulturelle Leben in unserer Gemeinde in all den Jahren aktiv mit gestaltet. Ihr Liedgut, Ihr Leben und Wirken ist aber auch ein Spiegel unserer Orts- und Zeitgeschichte.

Aber nicht nur Geesthacht feiert im Jahre 1987 eine große Sängertradition. Der Sängerbund Schleswig-Holstein blickt in diesem Jahr ebenfalls auf ein 125jähriges Bestehen zurück. Er ist Mitbegründer des Deutschen Sängerbundes, der ebenfalls in diesem Jahr mit einer zentralen Festveranstaltung in Coburg seine 125jährige Geschichte begeht.

 

Im neunzehnten Jahrhundert herrschte in Deutschland Aufbruchstimmung. Nach den napoleonischen Kriegen und dem Zeitalter der Restauration verstärkte sich der Wille des Bürgertums in den Deutschen Gliedstaaten nach Beteiligung an demokratisch legitimierter Regierungsmacht und der Ruf deutscher Patrioten nach dem einheitlichen und geeinten deutschen Vaterland. Vorläufige Höhepunkte dieser Entwicklung waren die bürgerliche Revolution von 1848 und die Frankfurter Paulskirchenverfassung.

 

Die patriotische Bewegung wurde wesentlich gefördert durch die studentischen deutschen Burschenschaften. Die überall in Deutschland aufblühenden Turnvereine fühlten sich dem Geiste Friedrich Ludwig Jahns verpflichtet.

 

Die von Christian Friedrich Zelter 1809 in Berlin gegründete Liedertafel setzte den Ausgangspunkt in Norddeutschland, der dem pädagogisch-sozialen Ideal Pestalozzis verpflichtete Züricher Männergesangsverein Hans Georg Nägelis 1810 in Süddeutschland für die Entwicklung der Singkreise und Liederkränze im deutschen Raum.

 

Unter der Leitung Zelters setzte die Berliner Liedertafel nicht nur hohe musikalische Maßstäbe, sie hatte eine gehobene gesellschaftliche Stellung; der preußische Hof besuchte regelmäßig Konzerte und Darbietungen der Berliner Liedertafel.

Die Zahl der Männerchöre wuchs nach dieser Initialzündung beständig, so u.a. Gründungen 1815 in Leipzig, 1823 in Hamburg, 1839 in Dresden. Sie entstanden als Pflegestätten nicht nur für Geselligkeit, sondern auch für patriotisch-freiheitliche Ideen.

Die Bewegung der Männerchöre erlangte im neunzehnten Jahrhundert eine zentrale Stellung. Das erwachte vaterländische Einigungsstreben und die bürgerlich liberale Bestrebung einer sozialen Integration der Volksschichten waren die politische Treibfeder, dass die Chöre und Gemeinschaften sich zu Sängerbünden im ganzen Land zusammenschlossen.

 

Hier im Norden nahm man nach Gesangsfesten in Neukloster bei Buxtehude, Stade, Altona und Glückstadt in den Jahren 1840 – 44 einen Anlauf zur Bildung eines norddeutschen Sängerbundes. Prof. Scherling hatte nach Lübeck eingeladen, eine Satzung für einen Bund dieses Namens wurde genehmigt.

 

Die politischen Verhältnisse, die 1848 ihren Höhepunkt in dem unglückseligen Verhältnis zu Dänemark erreichten, ließen aber eine ersprießliche Tätigkeit des Bundes nicht zu. Man bedenke, um Lübeck zu erreichen, musste dänisches Gebiet durchquert werden, mit dem man sich gleichsam im „Freiheitskampf“ befand.

 

Am 10. Juni 1862 entstand ein neuer Zusammenschluß unter dem Namen „Niedersächsischer Sängerbund“. Dieser Tag gilt als der Geburtstag des jetzigen Sängerbundes Schleswig-Holstein.

 

Als Bundessprecher dieser norddeutschen Vereinigung war Prof. Christian Scherling Mitbegründer des Deutschen Sängerbundes am 21. September 1862 in Coburg.

Sein Bestreben geht auf die Ausbildung und Veredelung des deutschen Männergesanges. Durch die dem deutschen Liede innewohnende einigende Kraft will auch der Deutsche Sängerbund in seinem Theile die nationale Zusammengehörigkeit der deutschen Stimme stärken und an der Einheit und Macht des Vaterlandes mitarbeiten

– so § 1 der Satzung des Deutschen Sängerbundes 1862.

 

Von Bedeutung für die Entwicklung der Männerchorbewegung im vergangenen Jahrhundert war die der Romantik entspringende Wiedererweckung des Volksliedes. Hatte es gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zwar Chorsätze für Freimauerer- Studentenkreise gegeben – Haydn komponierte z.B. Gesänge für 4 Männerstimmern (1788) – so entstand nunmehr entweder durch Bearbeitung von Volksliedern z.B. durch Silcher oder durch Neukompositionen von Schubert, Brahms, Cornelius, Dvorak, Schumann und Zöllner eine unübersehbare Fülle von Chorliteratur bis hin zu Großformen für den Konzertsaal von Bruch, Grieg und Reger.

 

Besonders intensiv hatte sich gerade auch Zelter der musikalischen Ausbildung und Bereicherung des Männergesangs gewidmet. Nicht nur als Leiter der Berliner Liedertafel, Sänger und Pädagoge, sondern vor allem als Liederkomponist ein unentbehrlicher Wegbereiter der Männerchorbewegung. Er wurde zu einem Bindeglied von Größen des Geistes wie Hegel und Schleiermacher zu Musik. Von den annähernd 100 Kompositionen Zelters sind etwa ein Viertel Vertonungen von Gedichten J.W. von Goethes wie das Bundeslied Rechenschaft, Generalbeichte, ergo bibamus.

 

Mit Johann Wolfgang von Goethe verband Zelter eine enge geistige Verbundenheit, die durch spätere persönliche Bekanntschaft zu einer Freundschaft wurde. Goethe urteilte; „Die Trefflichen Kompositionen des Herrn Zelter haben mich in einer Gesellschaft angetroffen, die mich zuerst mit seinen Arbeiten bekannt machte. Musik kann ich nicht beurteilen, denn es fehlt mir an Kenntnis der mittel, deren sie sich zu ihrem Zweck bedient; ich kann nur von der Wirkung sprechen, die sie auf mich macht, und so kann ich von Herrn Zelters Kompositionen meiner Lieder sagen, daß ich der Musik kaum solch herzliche Töne zugetraut hätte“.

Und weiter in einem Brief an Zelter 1799:

wenn meine Lieder Sie zu Melodien veranlaßten, so kann ich wohl sagen, daß Ihre Melodien mich zu manchem Lied aufgeweckt haben“.

 

Diese alles ist der historische, gesellschaftliche, geistes- und musikgeschichtliche Hintergrund, der uns wieder in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts nach Geesthacht führt:

Eine damals 1500 Seelengemeinde, verwaltet durch Hamburg und Lübeck, umgeben vom dänischen Herzogtum Lauenburg, das nach dem verlorenen Krieg von 1864 mit Schleswig-Holstein an die Siegermächte Österreich und Preußen fiel, zunächst von diesen gemeinschaftlich verwaltet wurde und mit dem Gasteiner Vertrag 1865 allein an Preußen überging. Die Rivalität Hamburgs zu Preußen führte dann ja sehr schnell zur Einigung mit Lübeck über die Auslösung von Geesthacht zugunsten Hamburgs.

 

Geesthachts Bürger waren geprägt von Altkätnern und Handwerkern. Im Zuge der allgemeinen Industrialisierung kam Zuzug von außen. Die Glasfabrik 1849, die sich Glasbläser aus Mecklenburg holte und sie mit ihren Familien am Katzberg ansiedelte. Eine Tonwarenfabrik wurde um 1860 gegründet. Bergner errichtete 1858 seine Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, die später nach Umsiedlung als Bergedorfer Eisenwerke Weltruf erlangte.

 

Die Glasbehälter der Glasfabrik wurden von den heimischen Korbflechtereien mit einer großen Zahl angelernter Kräfte umflochten.

Wen wundert’s, daß in dem wirtschaftlich sich rührenden kleinen Geesthacht im Zeitgeist der patriotischen Bewegung der sich überall bildenden Liedertafeln und der Ausstrahlung der Vorarbeiten zum ersten größeren Sängerfest in Nürnberg 1861 diese Entwicklung ihre Wirkung auch auf die Geesthachter nicht verfehlte.

 

Zunächst waren es 6 Männer, die die Liedertafel in Geesthacht gründeten: Die beiden Brüder Heitmann, Chr. Schulte, Sattler Tiedemann, Polizist Homann und Uhrmacher Kröger. Ihnen folgten 1862 Schmiedemeister Nölk, Korbmacher Scheer, Schuhmachermeister Stoffregen, Bandreißer Josef Strauer, Dr. med. Behrens.

 

Wenig Urkundliches ist aus diesen ersten Jahren Überliefert. Vieles was berichtet wird, stammt aus der Erinnerung von Karl Käckenhoff. Eigentlich ist die Liedertafel wohl 1858 gegründet worden. Weil nun aber fleißige Mädchen unter der Anleitung der Pastorentochter Gabriele Grabet das heute noch geführte Banner stickten, versehentlich mit der Inschrift „Gegründet 1862“ anstelle „Gestiftet 1862“, blieb es für die auf Tradition bedachte Liedertafel in Zukunft dabei. Die Bannerweihe soll eine in dieser Gegend noch nie dagewesene großartige Ausstrahlung gehabt haben.

 

Die Jahre bis 911 verliefen für die Liedertafel in beständiger Aufwärtsentwicklung. Ihr Leben war der Pflege des Liedgutes und dem geselligen und fröhlichen Beisammensein gewidmet.

 

1865 hatte sich Alfred Nobel in Krümmel angesiedelt. 1867 begründete er seine Dynamit Fabrik.

Für Geesthacht trat 1873 das Ortsstatut der hamburgischen Landgemeindeordnung in Kraft. In Düneberg wurde das Zweigwerk der Rottweilschen Pulverfabrik errichtet.

 

Die 25-Jahr-Feier der Liedertafel wurde im Verein nur mit den Chören der nächsten Umgebung gefeiert.

1893 wurde der Chor Mitglied des Deutschen Sängerbundes Nordmark, Nachfolger des früheren Niedersächsischen Sängerbundes.

 

Die weitere Vereinsgeschichte zeichne ich in großen Linien mit Schwerpunkten. Sie ist ausführlich in Chronik dargestellt.

 

Die 50-Jahr-Feier im Juni 1912 wurde mit großem Aufwand und herausragendem Erfolg begangen.

 

700 Teilnehmer hatten sich angesagt, gefördert durch großzügige Werbung und Spendenbereitschaft. Von Vorteil für das Fest war auch die bessere Verkehrsverbindung durch Einrichtung der Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn 1906. Nicht weniger als 33 auswärtige Vereine kamen und boten unter ihren Chorleitern Einzelvorträge. Das Musikkorps S.M.Yacht „Hohenzollern“ trug zur Ausgestaltung bei.

 

Der 1. Weltkrieg setzte den Aktivitäten ein jähes, aber vorläufiges Ende.

1919 waren bereits wieder 39 aktive Sänger und 52 fördernde Mitglieder beisammen. Geesthacht hatte die Zeit des Arbeiter- und Soldatenrates gerade Überstanden. Nach den Wahlen zur Nationalversammlung konnten am 13. April 1919 erstmals demokratische Kommunalwahlen in Geesthacht stattfinden. Im Ort und in den umliegenden preußischen Dörfern Krümmel und Düneberg herrschten Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang.

 

Die politischen Wirrnis der späteren Weimarer Republik nach

1928 verschonten auch Geesthacht nicht. Sie wurden durch die Schließung der Dynamit Fabrik Krümmel 1930 und des Düneberger Werkes 1932 verstärkt.

 

Der Männerchor hielt auch nach der Machtübernahme des Nationalsozialismus eng zusammen. So konnte die 75-Jahr-Feier mit dem großen Festkonzert am 23. Oktober 1937 angemessen gestaltet werden. Der Liedertafel wurde dabei die Ehrenurkunde des Deutschen Sängerbundes überreicht.

 

Knapp ein halbes Jahr später erfolgte aus Anlaß der 75-Jahr-Feier die Verleihung der Zelter-Plakette durch den Präsidenten der Reichsmusikkammer.

 

Inzwischen war Ende der 20er Jahre eine Erneuerung der Männerchorliteratur von der Jugendmusikbewegung ausgegangen z.B. mit Werken von Rein, Knab, Weber und Lang. Besondere Einwirkungen auf diese Entwicklung nahm die aus dem deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverband hervorgegangene Lobeda-Bewegung. Mit der Nürnberger Sängerwoche war 1927 vom Deutschen Sängerbund ein Forum geschaffen worden, das im Gegensatz zu den vierstimmigen homophonen und teilweise harmonisch schwülstigen a capella Sätzen neue, vielgestaltige Satztechnik mit auch polyphon-linearen Kompositionstechniken vorzustellen bemüht war. Der Liedsatzstil der Nürnberger Schule prägte bis in die Gegenwart hinein die Komposition für Chöre und damit das Repertoire auch der Liedertafel.

 

Im 2. Weltkrieg kamen die Aktivitäten des Chores wieder zum Erliegen. Geesthacht, das 1924 Stadtrechte erhalten hatte, war durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 inzwischen preußisch geworden, mit Düneberg vereint und dem Kreis Herzogtum Lauenburg angehörig. 1939 war Krümmel und 1942 Grünhof-Tesperhude nach Geesthacht eingemeindet worden.

 

Im Zeichen schwerster menschlicher und wirtschaftlicher Not und nach Anschwellen der Bevölkerung auf rund 23.000 Einwohner durch Flüchtlinge und Evakuierte rief Wilhelm Zabel im April 19546 die Sänger wieder zusammen. Die 90-Jahr-Feier im April 1952 wurde Ausdruck des Zusammengehörigkeitsgefühls und des wiedererstarkten Lebenswillens auch unserer Liedertafel.

 

Einen außerordentlichen Höhepunkt in der Aufwärtsentwicklung nach dem 2. Weltkrieg bildete die 100-Jahr-Feier 1962 mit herausragenden Veranstaltungen, Konzerten und Festlichkeiten, die große Resonanz fanden. Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeister Dr. Krause übernommen.

Aus Anlaß des 100-jährigen Jubiläums verlieh Bundespräsident Heinrich Lübke der Geesthachter Liedertafel die 1950 von Theodor Heuss neu gestaltete Zelter-Plakette in Gold.

 

Die folgenden Jahre waren geprägt von Kontaktaufnahmen zu Chören aus dem dänischen Tinglev, Sonderburg und Roskilde und dem holländischen Hoogezand-Sappemeer.

 

Zur 750-Jahr-Feier von Geesthacht im Jahr 1966 gestaltete die Liedertafel ein internationales Chorkonzert zusammen mit Chören aus Schweden, Dänemark und den Niederlanden.

Viele Aktivitäten musikalischer und gesellschaftlicher Art füllten das Leben der Liedertafel in den Folgejahren aus. Durch Satzungsänderungen hat sie sich 1971 einen neuen Namen gegeben, der aber die Tradition weiter lässt: Männerchor Geesthacht, Liedertafel von 1862 e.V.

 

Unter dem Titel „Folklore der Welt“ wurde 1972 ein Festkonzert mit Liedern aus Amerika, Dalmatien, England, Rußland gegeben. Damit nahm man auch in Geesthacht die Entwicklung auf, die sich seit der 60er Jahren durch Bearbeitung ausländischer Volkslieder für Chöre unter Betonung rhythmischer Modelle mit Verwendung von stilistisch technischen Mitteln Unterhaltungsmusik zugewandt hatte. Die Dominanz der Nürnberg Schule in der Chorliteratur als einheitliche Stilbild der 50er Jahre hatte sich damit aufgelöst.

 

Auftritte in Fernsehsendungen oder bei den Chorfesten des Deutschen Sängerbundes machten den Männerchor Geesthacht über Norddeutschland hinaus bekannt.

 

Für die jüngeren, zurückliegenden Jahre will ich mich bei der Darstellung der Vereinsgeschichte auf zwei tiefgehende Ereignisse und Beziehungen beschränken.

 

Die Fahrt nach Danzig zur Teilnahme am 60-jährigen Jubiläum des „Gdansk Chor Meski Moniuszko“ wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Teilnehmer und machte die Mühen der Eisenbahnfahrt schnell vergessen, Ich selbst durfte diese Fahrt miterleben. Musikalische Höhepunkte waren das große Jubiläumskonzert mit Chor und Orchester im Festsaal der Musikhochschule, das Kirchliche Konzert in der Kathedrale zu Olivia und das Konzert im weißen Saal des Rechstsstädtischen Rathauses zu Danzig.

 

Dieser Besuch bildete den Ausgangspunkt für enge Beziehungen zu dem polnischen Männerchor Meski Moniuszko.

Gegenbesuche mit Festkonzerten konnten arrangiert werden. Tiefgehende persönliche Beziehungen zu den Sängern aus unserem europäischen Nachbarland Polen lassen uns miterleben, was diese in politische Systeme geteilte Welt bitter nötig hat: Freundschaften und Verstehen über System- und Staatsgrenzen hinweg. Wie schönem daß die polnischen Freunde heute unter uns weilen.

Herzliche Beziehungen werden auch seit langem zum MGV Liederkranz Eberbach am Neckar gepflegt mit gemeinsamen Chorkonzerten, aber auch Frohsinn und Geselligkeit.

 

Dieser wirklich kurze Abriß aus der Geschichte des Männerchores und seiner vielfältigen Aktivitäten macht deutlich, was unsere Liedertafel von Anbeginn des Jahres 1862 in Geesthacht und für Geesthacht gewesen ist und was sie bei diesem blühenden >Leben auch weiter sein wird:

  • In der Pflege des Liedgutes, in der ständigen Arbeit an der Stimme, an Konzerten ein bedeutender Kulturträger in unserer Stadt, der sich selbst in seiner Musik fortentwickelt und uns teilhaben lässt.
  • In der Pflege von Frohsinn und Geselligkeit ein Faktor menschlicher und gesellschaftlicher Stabilität, der in 125 Jahren Geschichte einer großen Zahl von Geesthachter Bürgern und deren Angehörigen und Freunde Halt, frohes, gesellschaftliches Treiben sowie menschliche Wärme und Unterstützung besonders in Notzeiten gewährt hat.
  • Eine gesellschaftliche Kraft, die sich dem Gemeinsinn immer verpflichtet gefühlt hat in der Mitgestaltung von fröhlichen und traurigen öffentlichen Anlässen.
  • Eine lebensfrohe harmonisierende und aktive Gemeinschaft, die im besten Sinne die völkerverbindende Kraft des Liedes eingesetzt hat und die durch den 2. Weltkrieg ausgelösten Verständigungsschwierigkeiten in Europe nach Dänemark, nach Holland und Polen zu überwinden hilft.

Kurz: eine lebendige Gemeinschaft von in der Liebe zur Musik und dem Gesang Gleichgesinnten.

Die musikalische Ausbildung und Leitung mit den jeweiligen Höhepunkten in den Konzerten ist von Anbeginn bis zum heutigen Tag durch alle Chorleiter wesentlich beeinflusst und geprägt worden. Ihnen und der Disziplin und Bereitschaft aller Sänger ist der hohe musikalische Standard und das Leistungsvermögen des Chores zu verdanken. Ich versage es mir bewusst, hier einzelne Chorleiter herauszuheben.

 

Das Leben des Chores als Gemeinschaft in allen ihren Ausprägungen wurde in der ganzen Geschichte durch die jeweiligen Vorstände stark ausgeformt, hätte aber ohne die tatkräftige und gemeinschaftsfördernde Mitwirkung aller Glieder, Ihrer Ehefrauen, Anverwandten und Freunde sich nicht so beständig halten lassen.

 

Deshalb soll am heutigen Festtag mein Glückwunsch dem gesamten Männerchor gelten. Ich verbinde damit den Dank für die Förderung des kulturellen Lebens in unserer Stadt, für Belebung des Gemeinsinns und Förderung des Gemeinwohls, für uneigennützige Hilfestellung bei vielen öffentlichen und privaten Anlässen und den Beitrag zur grenz- und systemüberschreitenden Völkerfreundschaft.

Mir ist um die Zukunft Ihrer Gemeinschaft, unserer Liedertafel (wie ich viel lieber sage als Männerchor Geesthacht) nicht bange, auch wenn Arnold Kellers Sorgen am 11. Mai 1962 zum 100-jährigen auch vielerorts Symptome der heutigen Zeit beschreiben können: die Zuwendung zu materiellen Werten als Lebensinhalt, das technikbestimmte Konsumverhalten in der Musik, die eigenes Singen und Musizieren lähmt und das relativ hohe Durchschnittsalter vieler Männerchöre.

 

Sie haben 125 Jahre lang solche Symptome in einer aktiven, lebendigen Gemeinschaft nicht überhand nehmen lassen und strahlen damit Attraktivität aus, die auch jüngere Menschen anzieht und durch eine wohlgesetzte Mischung im Repertoire aus Traditionellem und Modernem den Musikgeschmack mit fortentwickelt.

 

Ich wünsche dem Männerchor Geesthacht, unserer Liedertafel von 1862, von ganzem Herzen – ich singe und musiziere selbst sehr gern, wie Sie wissen und fühle mich in Ihren frohen Reihen immer wohl – für alle Zukunft weiterhin Freude am Singen, an Geselligkeit, Harmonie und Eintracht als traditionsreiche Vereinigung in unserer Stadt.

 

Alles Gute!

Ihr

Karsten Ebel